Am Heiligen Abend um viertel nach acht,
da will für Momente ganz stille ich sein.
Ich stell' eine Kerze ins Fenster hinein
und schicke ihr Licht in die Nacht.
Es leuchtet für den, dessen Herz leise weint,
der krank, voll Verzweiflung und Traurigkeit ist
und einsam zwei liebende Hände vermisst.
Die Flamme in diesem Jahr scheint
besonders den vielen Verletzten und Toten,
den Opfern von Unfreiheit, Willkür, Gewalt,
von Intoleranz in stets neuer Gestalt
und Selbstherrlichkeit von Despoten.
Sie leuchtet für die, die gefloh'n vor dem Tod,
die Angst um die Liebsten im Heimatland quält,
und den, der die Hand reicht, wo Menschlichkeit zählt,
der tröstet und hilft in der Not.
Als Zeichen des Friedens strömt goldenes Licht
um alle und jeden, ob jung oder Greis,
egal welchen Glaubens, ob schwarz oder weiß,
egal welche Sprache er spricht.
Und blickst du zum Fenster hinaus in der Nacht
und siehst, wie ein Leuchten die Schwärze durchbricht,
dann weißt du, ich schickte auch dir dieses Licht,
am Heiligen Abend um viertel nach acht.
Die Natur schöpft aus dem Vollen
und verschleudert ihre Pollen,
die mir nichts als Übel wollen:
Nasenschleimhaut grüßt geschwollen
und aus Klüsen, dick verquollen,
rotgerändert, Tränen rollen.
Gegen Allergie auf Pollen
helfen keine Wunderknollen.
Muss Tribut dem Frühling zollen
und mich wohl nach Innen trollen,
Fenster zu, beleidigt schmollen!
Nix is "durch-die-Wälder-Tollen"!
Regentropfen, Donnergrollen,
die Erleicht'rung bringen sollen,
plötzlich scheinen sie verschollen,
und ich plag' mich mit den ollen
blöden Pollen ...
*seufz*
Brunhild (Montag, 25 Februar 2019 20:27)
Wunderbar, so schlicht und doch haufenweise klare Aussagn. Toll! Übrigens mag ich Haufenreime.
Slov (Donnerstag, 08 November 2018 12:01)
... und nutzt, eh es erfroren ist,
schnell seine Frist.
Es sei, wir baden weihnachts ja
dann FKK
Michael Roschke (Donnerstag, 17 November 2016 17:13)
Das Wetter war von jeher nie verlässlich
doch ist und bleibt der Mensch ja so vergesslich -
denn ihm entfällt, dass es sich niemals nach ihm richtet,
wenn er auf Petrus schimpft mit Worten…oder dichtet…
Nein, nein, sorry, gut gedichtet. Ja, ja, gib‘s ihm!
Gruß vom bedröppelten Micha
Gunda (Freitag, 18 November 2016 07:51)
Wie pflegte schon mein Vater selig
zu sagen - und ich glaub's allmählich:
Es gibt kein schlechtes Wetter, nein,
man kann nur falsch gekleidet sein ...
Bruni (Samstag, 19 November 2016 18:18
zwei Dumme, ein Gedanke - oder so ähnlich,
denn ich reimte, siehe Webseite, im November nämlich
auf die Stimmung, auf das Wetter -
Dein Gedicht gefällt mir, ich find´s netter!
Gunda (Sonntag, 20 November 2016 14:37)
Hallo Bruni, also ich habe auf deiner Seite gestöbert und habe das Novembergedicht von 2010 gefunden. Im Grunde ... ist es doch jedes Jahr dasselbe: Wir erwarten
Nässe und Grau - und wenn beides da ist, schimpfen wir drüber. Scheint stattdessen die Sonne, sagen wir "das ist doch nicht normal ..." Petrus kann aber auch
machen, was er will, zufrieden sind wir nie ;o)
Liebe Gruß und Dank, Gunda
der Anfang ist bei beiden Varianten gleich ...
Gar nichts denken, Augen schließen,
Meeresmelodie im Ohr,
Sonne auf der Haut genießen,
so stell' ich mir Urlaub vor.
Lebensqualität gewinnen,
mich vom Scheitel bis zum Zeh
ganz auf mich allein besinnen.
Welt, heut bleibst du jwd.
Fernseh gucken, Zeitung lesen
sind verbot'ne Tätigkeit.
Welt, du darfst derweil genesen,
hast ja jetzt drei Wochen Zeit.
Ach ich hätte wissen müssen,
dass das so nicht funktioniert.
Täglich werde ich mit Wissen
meines Nachbarn konfrontiert,
wenn er, Sonnenschirm beschattet,
seiner News- und Ticker-App
(S)Tippvisiten abgestattet,
denn dann kommentiert der Depp
lauthals das Politgeschehen,
gibt von jedem Furz Bericht.
Mal zur Welt auf Abstand gehen?
Klappt wohl selbst am Nordpol nicht ...
Drum verlang' ich rigoros:
Urlaubsstrand bleibt handylos!
Ach ich hätte wissen müssen,
dass das so nicht funktioniert.
Düfte, die die Nase küssen,
Wind, der kosend mich berührt,
und das Summen zweier Bienen
wecken Sinne, setzen weich
Assoziationslawinen
in Bewegung und sogleich
spür' ich die Gedanken fliehen.
Jedes Mal dasselbe Spiel.
Und ich lächle, lass sie ziehen,
denn ich kenne ja ihr Ziel ...
Brunhild (Donnerstag, 08 September 2016 20:12)
Ach, Gunda, endlich wieder ein Musenkuss nach dem Sommerurlaub, und dann noch einer, der noch an Urlaub erinnert- an so etwas hatte ich auch schon gedacht, um den
erlebten Urlaub gefühlsmäßig noch zu verlängern. Und Du hast es super hinbekommen, egal, ob mit Variante 1 oder 2. Passt Beides! Ein dickes Urlaubsbienchen!!!
Gunda (Freitag, 09 September 2016 08:41)
Liebe Brunhild, tja ... Urlaub ... was ist das? Kaum ist man wieder ein Woche zuhause, könnte man schon wieder losfahren :o)
Schmunzeln musste über das "Bienchen". Diese "Fleißbienchen" kannte ich früher gar nicht, aber heute bekomme ich sie hin und wieder von Slov verliehen
:)
Andreas (Dienstag, 13 September 2016 09:31)
Herrliche Varianten Gunda!
Speziell die erste Version sollte man nicht nur im Urlaub machen, sondern auch im Alltag...würde den Kopf nicht so zumüllen... LG Andreas
Gunda (Dienstag, 13 September 2016 12:37)
Wahre Worte, Andreas ... Das Problem ist, dass man manche Informationen wirklich haben möchte, auf andere aber herzlich gern verzichten kann. Aber wer trifft die Vorauswahl? Eben ... :o)
Wilfried U. Marita Rüffer Du hast so recht. Mag dann nicht einmal den Wetterbericht. .......du und ich auf jeden Fall die zweite Variante. .....sehr schön.
("Kalenderirrtum I" entstand im März 2009 unter genau umgekehrtem Vorzeichen …)
Über facebook gepostete Kommentare
Vielleicht deckt das Jahr, das schon dicht vor der Tür,
den Weg deines Lebens mit Steinen.
Vielleicht glaubst du, dir fehl'n die Kräfte dafür,
dich ihnen zu stell'n. Es mag scheinen,
als türmten sie sich und als wär'n sie zu groß,
als dass du sie je könnt'st bezwingen.
Vielleicht hilft dir kein noch so kräftiger Stoß;
und dennoch: Es kann dir gelingen!
Denn nimm dir ein Beispiel am Wasser. Es rinnt
durch Lücken hindurch, sucht sich Pfade,
die nicht sogleich sichtbar - und trotzdem: Sie sind
vorhanden, vielleicht nicht ganz grade.
Eventuell führ'n sie auch gar nicht dorthin,
zum Ziel, das du hoffst zu erreichen.
Vielleicht aber liegt gerade DARIN ihr Sinn.
So nimm diese Steine als Zeichen …
Brunhild (Freitag, 05 Januar 2018 15:56) Liebe Gunda, wieder ein wunderbares, gelungenes und sehr ansprechendes Gedicht von Dir, Glückwunsch! Ich freue mich über kleine Steinchen am Wegesrand, die zu bewundern oder zu umschiffen gehen und solche wünsch ich auch Dir, damit das Leben interessant und lebenswert bleibt. Und bleib gesund und voller Ideen! Herzlichst Bruni
Gunda (Freitag, 05 Januar 2018 16:01) Danke dir, du treue Leserin :o) Auch dir ein friedvolles Jahr 2018!
Foto: M. Großmann / Pixelio.de
Nein, ich werde auch im neuen
Jahr mit österlich' Gedichten
nicht erfreuen,
werd' verzichten
auf die Reime über Buchen,
und dass Kinder unter Linden
Nester suchen
und auch finden.
Keine Zeilen über „Häschen“
kann man mir dies' Jahr entlocken,
„Schnuppernäschen,
Osterglocken“ ...
„Osterfeuer, -feier, -eier,
stanniolverpackt mit Schleifen“
werd' ich heuer
mir verkneifen.
Doch auch ohne, dass ich dichte:
„Entenbrust in Marinade,
Lammgerichte,
Schokolade“,
sondern augenzwinkernd höhne,
wünsch' ich allen, ohne Frage,
sonnig-schöne
Ostertage.
Ach, ich lieb' den Herbst, den ollen.
Wenn die Himbeer'n prall und rund,
schöpf ich gerne aus dem Vollen
von dem Strauch direkt zum Mund.
Aus der prallsten Beere, schade
zwinkert frech 'ne kleine Made ...
Mit der Lese meiner Trauben
muss ich schrecklich mich beeilen
Wenn die Drosseln sie nicht rauben,
muss ich sie mit Staren teilen.
Und aus knochentrock'nem Boden
darf ich die Kartoffeln roden ...
Meine Äpfel lieb' ich knackig,
doch der Baum mit lautem Krach
wirft sie, eh' sie gelb-rot-backig,
auf des Nachbarn Wellblechdach.
Wo die Wespen sie benagen.
Nix mit Jonagold im Magen.
Vögel, die gen Süden ziehen,
machen in der Tanne Rast,
wären, wenn sie dort auch blieben,
mir ein gerngeseh'ner Gast,
doch sie nutzen, welch Verschwörung,
den Balkon zur Darmentleerung ...
Birkenlaub will sich nicht lösen,
gelbt am Baume vor sich hin.
Wenn ich dann den Reisigbesen
wegstell', weil ich fertig bin
mit dem Fegen der Terrasse,
wirbeln Blätter durch die Straße …
… wo sie dann - vom Sturm getrieben
und im Bund mit Regentropfen -
matschig in der Gosse liegen
und das Abflussrohr verstopfen.
Und man kann sie, ich könnt's schwören,
frech und höhnisch kichern hören.
Ach, und trotzdem lieb' ich diesen
Herbst mit mürrischem Gesicht
und auch seine grauen, fiesen
Regentage stör'n mich nicht:
kann ich doch zu Hause bleiben
und Gedichte schreiben ...
schreiben ...
schreiben ...
schreiben ...
schreiben ...
schreiben ...
schreiben ...
schreiben ...
Herbstzeitlose
Herbstzeit
Herbstwind
Windrose
Rosenbusch
Windrosenbusch
Buschwindrose
Buschwindröschen
Es frühlingt …
Jedes Jahr die gleiche Leier:
Schokohasen, Ostereier,
fett gefüllt mit Marzipan,
mit Likör und Weinbrandmousse,
Sahnecrem' und Haselnuss
lachen uns aus Nestern an.
Ich schick' wegen all der Süße
magenbitt're Ostergrüße ... ;o)
Ich wünsch' dir einen guten Rutsch,
doch bitte nicht auf glattem Eis,
denn ist erst die Balance futsch,
dann wird es schmerzhaft für den Steiß.
Ein Tier soll dir im neuen Jahr
ein ständiger Begleiter sein.
Ein Kater? Nein, ein Exemplar
mit rosarotem Fell: ein Schwein!
Des Schornsteinfegers süßer Kuss,
das Kleeblatt mit vier Blättern dran,
soll'n Glück bescher'n im Überfluss.
Doch rosa Schwein und schwarzer Mann
sind nur Symbole, Notbehelf.
Auf Gottes Segen kommt es an,
damit im Jahr Zweitausendzwölf
das Glück auch Einzug halten kann ...
Junges Jahr – noch ohne Spuren
ist sein Antlitz, unbefleckt,
ohne Schärfe die Konturen,
wie von weichem Schnee bedeckt.
Doch so wie der Mensch auf Erden
seine Spur im Schneetuch legt,
wird das Jahr in seinem Werden
mit der Zeit durch uns geprägt.
Aber noch ist alles offen,
wird geplant und fantasiert,
alles Sehnen, alles Hoffen,
auf die Zukunft projiziert,
bis am Ende vieler Stunden
still wir schau'n aufs Jahr zurück:
auf nur schlecht verheilte Wunden
wie auf Spur'n, geprägt vom Glück.
Doch das Mal, das Zeugnis dessen,
was uns quälte - rein und weich
deckt die Zeit es mit Vergessen,
unbeflecktem Schneetuch gleich ...
Diana Scherer (Sonntag, 03 Februar 2019 10:23) Liebe Gunda, ein wunderbares Gedicht und so wahr. Perfekt in Metrik und
Inhalt.
Herzliche Grüße, Diana
https://dianasternenlyrik.jimdo.com
Peter (Mittwoch, 30 Januar 2019 03:01) Das ist das Gedicht, das am Anfang unserer Bekanntschaft stand, Gunda!
Und es berührt mich auch heute noch so sehr, dass ich den Kontakt zu dieser beeindruckenden Poetin suchen würde, hätte ich es nicht vor Jahren schon
getan.
Aber, heute ist ja auch der neunundfüfzigste Januar!
Und wie sollte ich es vergessen? Du wirst dreißig!
Also, ich wünsche dir wie jedes Jahr zum Dreißigsten, alles erdenklich Gute, vor allem Gesundheit, Familienglück und fröhliche Lebenstage bis ans
Ende. Und, natürlich, einen treuen Muser (oder heißt der Kerl von der Muse, Musen?) Ja, wenn schon gendern,
dann auch hier, wo die Männlichkeit sprachlich unterdrückt wird! Sei ganz lieb gegrüßt, gedrückt und beprostet! Peter alias PeKaBerlin
brunhild (Donnerstag, 17 Januar 2019 17:13) Hallo, liebe Gunda,
das Gedicht gefällt mir sehr gut, regt gleich zum lyrischen Start ins Jahr 2019 an. Ich wünsche Dir ein gutes, ein schaffensreiches, ein gesundes
Jahr!
Bruni (Freitag, 06 Januar 2017 10:04)
Liebe Gunda, Dein "Schneetuch" ist zauberhaft, Du hast es mit einfachen Worten geschafft, ein fantastisches Bild zu konstruieren. Toll! Und zumal ja
gerade - noch - der Schnee glänzt und glitzert und die Welt , unsere kleine hier im Umfeld, verzaubert.
Ich wünsche Dir von Herzen, dass Dir diese kleine Welt zauberhaft erhalten bleibt und Du viele friedliche und glückliche Momente in diesem Jahr
genießen kannst.
Gunda (Freitag, 06 Januar 2017 15:50)
Danke dir, liebe Bruni, Schnee? Was'n das? ... Also hier bei uns ist es nur gesäßfrisch, aber schneefrei (noch). Ja, hoffen wir gemeinsam auf ein friedvolles Jahr 2017 ...
Brunhild (Donnerstag, 14 Januar 2016
11:50)Liebe Gunda,
ich warte schon wöchentlich sehnsüchtig auf neue "Ergüsse" von Dir. Du hast es wieder super präzise und sehr poetisch formuliert, die Empfindungen zum
Jahresbeginn. Dickes Lob!!!
PeKaBerlin (Montag, 18 Januar 2016 19:39)
Ich meine, es zu kennen , Gunda! (Kann das sein?)
Es ist genau das, was ich als meinen Lieblingsstil deiner Handschrift bezeichne.
Wo sind denn hier die Sterne, Coins oder sowas?
Liebe Grüße, Peter
Gunda (Dienstag, 19 Januar 2016 08:08)
@ Brunhild: Dickes Dankeschön, Brunhild. Freut mich.
@ Peter: Donnerkiesel, gutes Gedächtnis, Peter. Ja, du kennst es. Ach, weißt du, ich wiederhole mich thematisch nur ungern, und wenn ich zu einem Thema
schon mal etwas geschrieben habe, hinter dem ich noch immer stehe, warum soll ich es neu "verkleiden" :o)
Hier gift dat keine Sterne! Dein Kommentar ist mir Sternchen genug ;o)
Ein Freund hatt' in der Neujahrsnacht
zwei Töpfchen Glücksklee mitgebracht,
auf dass er wohl gedeih',
weil er als Glückssymbol uns gilt
und sozusagen Spiegelbild
des neuen Jahres sei.
Ich sagte ihm ganz herzlich Dank.
Ein Topf kam auf die Fensterbank,
dort stand er hell, doch kühl.
Der andere fand seinen Fleck
im sonnenarmen Kücheneck.
Ich goss sie nach Gefühl.
Geschwinde wuchs der Fensterklee.
Die Blätter schossen in die Höh'
und ich war hocherfreut:
Ein schnelles Wachstum, dachte ich,
verhieße mir doch sicherlich
viel Glück in kurzer Zeit.
Die Blätter aber blieben klein.
Die dünnen Stängel knickten ein,
sie hatten keine Kraft.
Der Küchenklee hingegen nahm
sich Zeit beim Wachsen. Er bekam
ein Blattwerk voller Saft.
Sein sattes Hoffnungsgrün erstrahlt
noch heute wie von Hand gemalt.
Der andre Klee verfiel.
Das schnelle Glück, das uns das Licht,
der schöne, kalte Schein verspricht,
ist meist recht instabil.
Doch Glück, das langsam, mit der Zeit
und im Verborgenen gedeiht,
schenkt uns ein sich'res Nest.
Es wächst nicht himmelhoch hinaus,
doch seine Kraft hält Stürme aus.
Komm, halten wir es fest.
Ach, ist sie nicht zauberhaft schön, diese Zeit?
Ich mag es, wenn's draußen recht kalt ist und schneit,
wenn's duftet nach Lebkuchen, Bratapfel, Zimt,
in kindlichen Augen die Vorfreude glimmt,
wenn warm aus den Fenstern der Kerzenschein fällt
und heiliger' Friede die Herzen erhellt.
Dann such' ich im I-Net nach einem Gedicht,
von Kugeln, Lametta und funkelndem Licht,
wo „Engelsgesang“ sich auf „Glockenklang“ reimt,
das Rentier vorm Schlitten von Weihnachten träumt,
die ganze Familie zum Krippenspiel geht
und sich das Gespräch um den Gänseschmaus dreht.
Doch nix mit „SchneeFLÖCKchen schwebt leise vom Himmel“!
Was les' ich stattdessen? „SchneeGLÖCKchengebimmel!“
Es reimen sich „Hecken“ und „schnuppernde Nasen“
auf „Spielzeug verstecken“ und „hoppelnde Hasen“
und „Nest“ reimt auf „Fest“ sich und „Eier bemalen“
auf frohe Gesichter, die „österlich strahlen“.
Tatsächlich, der Blick aus dem Fenster enthüllt
dem Auge ein frühlingshaft farbiges Bild
von Sonne und Himmel und tulpigem Bunt.
Die Vögel, sie zwitschern die Schnäbel sich wund.
So füge ich seufzend ins Schicksal mich drein:
Nicht lang' mehr, dann wird wieder Weihnachten sein.
Bin mit meiner Freundin Anken
heute auf Geschenkejagd
und – Adventsstimmung zu tanken -
bummeln über'n Weihnachtsmarkt.
Kunstgewerbe gibt’s in Massen,
Firlefanz im Überfluss,
Duft lockt uns in enge Gassen
Hach, welch leiblicher Genuss:
Champignons in Knoblauchsahne,
Schupfgenudeltes mit Kraut,
Fladenbrot mit Fleisch vom Hahne
wird mit Kräuterschnaps verdaut.
Frisch belegte Matjesbrötchen,
Bratkartoffeln mit viel Speck,
Schokocrepes bekleckern Pfötchen,
Finger dien'n als Essbesteck.
Esskastanien, sprich: Maronen,
Glühwein mit und ohne Schuss,
Poffertjes in Groß-Portionen,
Kokosflockenschokokuss,
Weißbrot mit Burgunderschinken,
Waffel, die in Butter schwimmt,
jetzt gibt’s wieder was zu trinken:
Eierpunsch, bestäubt mit Zimt.
Caipirinhas, heiß servierte
(nein, ihr Lieben, ist kein Witz)
Zuckerwatte und kandierte
Äpfel, Mandeln und Lakritz,
Rum-Kakao und Feuerzangen-
bowle, heißer Apfelmost
zaubern ruckzuck rote Wangen,
schützen Hände vor dem Frost,
Kaffee schenkt Erholungspause,
Anken ist schon ziemlich breit.
Mit dem Bus geht es nach Hause.
Oh, du schöne Weihnachtszeit.
Säfte steigen
in den Zweigen,
sicherlich auch anderswo.
Mücken tanzen einen Reigen,
die Hormone sowieso.
Winterlinge,
guter Dinge,
streben sonnengelb durchs Braun.
Vögel starten ihr Gesinge
früh um viere, welch ein Grau'n.
Spärlich kleiden
sich die Maiden
und den Hähnen schwillt der Kamm.
Schäfchen auf den Weiden weiden.
Ostern gibt es frisches Lamm.
Manche Frauen,
voll Vertrauen
in die eigene Figur,
lassen ihren Nabel schauen.
Stachelbein hat Konjunktur
für die Männer.
Und der Kenner
putzt schon mal das Cabrio.
„Oben ohne“ ist der Renner,
sehr zur Freud' des HNO.
Manchen aber,
wie makaber,
steigt der Saft nicht, nein er rinnt
aus der Nase. Schnupfenhaber
müssen leiden, weil der Wind
diese ollen
Blütenpollen
durch die Lüfte treibt mit Kraft.
Und sind Nas' und Aug' verquollen,
Leidet auch die Leidenschaft ...
Eierpunsch und Schokoriegel,
Gänsebraten, Schmalzgebäck …
Jahresendblick in den Spiegel
offenbart den Taillenspeck.
Der muss weg,
der muss weg!
Zigaretten, Zimtliköre,
kaum Bewegung dank TV …
Hartes Licht der Neonröhre
zeigt Gesichtshaut, schlaff und grau.
Venenstau,
Magen flau.
Noch am Tage vor Silvester
fassen wir drum den Beschluss,
dass im kommenden Semester
es ein Ende haben muss
mit Genuss,
mit Genuss.
Dann gilt's jeden Tag zu fasten.
Obst, so heißt das Zauberwort.
Nix PC und Flimmerkasten,
nein, stattdessen Sport, Sport, Sport
und so fort
ab sofort.
Schädel brummt am Neujahrsmorgen
und die Kleidung stinkt nach Rauch.
Obst? Muss man sich erst besorgen ...
Ach, ein Brötchen tut doch auch
gut im Bauch,
gut im Bauch.
Rascher Blick zum Thermometer,
Minusgrade! Walkingtour?
Die verschieben wir auf später,
außerdem läuft grad' Ben Hur.
Statt Figur
gibt’s Kultur.
Kaffee, Keks und Sofakissen
spenden deinem Kater Trost.
Guter Vorsatz? Drauf geschissen …
Na, dann Prost!
Sommer, Sonne, Gartenfreuden:
Wenn der Rasenmäher dröhnt
und beim Busch- und Heckeschneiden
lustvoll meine Schulter stöhnt,
wenn im Rücken Wirbel knacken,
Schmerz die Laune mir vermiest,
weil beim Unkrautzupf- und -hacken
hinterrücks die Hexe schießt,
meine Nägel Trauer tragen
und ein schwarzer Rand entsteht,
weil die Schutzhandschuh' versagen,
da von Minderqualität,
wenn sich dann zu später Stunde
vor dem Wertstoffhof der Stadt
alles staut, was in der Runde
Grünschnitt zu entsorgen hat,
und wenn morgens in der Frühe
Quecke, Giersch und Rasenmoos
höhnisch über meine Mühe
kichern, weil sie wirkungslos,
und Frau Schneck mit ihren Panzen
samt der schwarzen Krähenbrut
sich an den Kohlrabipflanzen
und den Erdbeern gütlich tut,
möcht' ich laut den Winter loben,
wenn von Schnee bedeckt das Land.
Die paar Flöckchen von da oben
schipp' ich doch mit einer Hand ...
Gern lobt' ich in höchsten Tönen
diesen Herbst mit seiner schönen
buntgefärbten Blätterpracht,
doch mein Blick fällt mit Entsetzen
darauf, was auf Weg- und Plätzen
er mit diesen Blättern macht.
Westwind treibt durch Straßenschluchten
sie entlang an Häuserfluchten
geradewegs vor MEINE Tür!
Dauerregen pieselt nasskalt,
klebt die Blätter auf den Asphalt.
„Hipp-Hurra, hier bleiben wir!“
Eigentlich müsst' ich ja fegen,
aber Schiet wat drauf bei Regen
und solang' der Himmel wolkt.
Ich erinner' mich mit Grinsen
an die Weisheit voller Binsen,
dass auf Regen Sonne folgt.
Und so wart' ich ganz gelassen,
bis ein warmer Wind die nassen
Blättermassen trocken föhnt.
Weht dann westwärts das Geschmiere
vor die nachbarliche Türe,
bin ich mit dem Herbst versöhnt.
Michael Roschke (Mittwoch, 05 Oktober 2016 13:35)
Ja, verdammt, es nieselt heute
und umnebelt bin ich auch!
Das ist nix für Sommer-Leute
mit viel Lenz-Gefühl im Bauch!
Da wär mir der Winter lieber,
wo es frostig klirrt und schneit.
Doch ist Spätherbst erst vorüber,
macht sich Matsch und Modder breit.
Denn es wird nicht sehr viel kühler,
erst so gegen Ende März
und im Bauch die "Frühlings-Fühler",
die veröden mir im Herz!
Liebe Grüße zu Dir, liebe Gunda, von Micha Roschke
#2
Gunda (Freitag, 07 Oktober 2016 09:07)Schmunzel ...
Tja, wir müssen uns wohl darauf einstellen, in Zukunft Weihnachten im Klee und Ostern im Schnee feiern zu müssen ...
Danke, lieber Micha, für deinen gereimten Kommentar! Liebe Grüße in die Ferne
Michael Roschke (Montag, 14 November 2016)
Jetzt rächt sich wohl der Wettergott!
Auf seine Art mit Hohn und Spott
er ob der Verse frostig lacht
und schon den Herbst antarktisch macht…
früh-winterliche Grüße von Micha
Gunda (Montag, 14 November 2016 12:34)
Sollte das ein dezenter Hinweis darauf sein, dass ich die Rubrik "Aktuelles" mal etwas ... aktualisieren sollte? Hast Recht, Micha, in der Beziehung war ich in letzter Zeit sehr faul :o)
Michael Roschke (Montag, 14 November 2016 14:01)
Nee, wollte nur Lebenszeichen geben und empfangen. Sollte ich Dich damit in Sachen Neu-Beiträge angestubst haben - auch gut!Micha
Andreas (Freitag, 16 Oktober 2015 23:46)Sehr fein beschrieben
Gunda!
Hauptsache, es trifft einen nicht selbst, und die anderen müssen sich damit beschäftigen. Wie bei so vielen Dingen im Leben... ;-), Liebe Grüße! Andreas
Auf facebook gepostete Kommentare:
Hoch am Himmel grüne Sterne,
für den Augenblick erglüht.
Blumen, blau, in weiter Ferne
nach Sekunden schon verblüht.
Gold- und silbernes Gefunkel
regnet nur für den Moment
Kugelblitz erhellt das Dunkel,
kurzer Traum am Firmament.
Chinaböller zischen krachend.
Knall erschüttert Mark und Bein.
Nachbarn grüßen trunken, lachend.
Tiere zittern, Babys schrei'n.
Feuerräder: faszinierend,
wie sie rote Funken sprüh'n.
Erste Zuschauer schon frierend
sich zurück ins Warme zieh'n.
Manche aber werden süchtig
bis zum Morgen weiterknall'n,
ist der Spaß auch allzu flüchtig.
Man trinkt weiter bis zum Lall'n.
Stundenlang noch unverdrossen
werden weltweit Millionen
Euro in die Luft geschossen.
Feuerwerk soll sich doch lohnen ...
Neujahr ist der Spaß beendet.
Hätten sie doch von dem Geld
einen Bruchteil nur gespendet
der Aktion „Brot für die Welt“...
Es naht die selig' Weihnachtszeit
und Nächstenliebe macht sich breit:
Wir öffnen uns're Herzen weit,
das Konto und das Portmonee.
Bei jedem Spendenmarathon,
da greifen wir zum Telefon
und opfern einen Stundenlohn
fürs Ego und fürs Renommee.
Bettlern an den Straßenecken,
Frau'n, die uns von dünnen Decken
bittend ihre Hand hinstrecken,
stecken wir 'nen Euro zu:
Wir geben gern, ob Scheck, ob bar,
wir sind spendabel, sehr sogar,
und bis Dezember nächstes Jahr
hat uns're liebe Seele Ruh'...
Hallo Gunda,
na nu? Kenne ich den Text von dir nicht schon irgendwoher? ;) Ich hab mich auch schon dabei erwischt, spendabler sein zu wollen. Irgendwie packt's einen
dann ja doch ein bisschen. Aus Prinzip hab ich's dann nicht gemacht, aber das fand ich dann auch wieder nicht richtig. Wie man's macht, macht man's verkehrt. Und macht man's falsch, dann
ist es auch nicht richtig.
Liebe Vorweihnachtsgrüße, Thomas
Gunda (Donnerstag, 17 Dezember 2015 08:59)
Jepp. Der Text stammt noch aus MyStorys-Zeiten, genaugenommen sogar aus Poezio-Zeiten, aber da warst du, glaube ich, noch nicht dabei. Ich habe auch
gespendet, aber direkt an jemanden, von dem ich wusste, dass er es dringend brauchte. Danke für deinen Besuch, Thomas. :o)
Schöne Adventstage wünscht Gunda
Über facebook gepostete Kommentare:
Brunhild (Montag, 17 Dezember 2018 19:03) Hallo, liebe Gunda,
Du hast es wieder gut getroffen und gut formuliert, Glückwunsch!
Hab ein gutes und schönes Weihnachtsfest sowie einen feuchtfröhlichen Rutsch in ein gesundes und friedliches Jahr 2019, schau Dir mal meine
Weihnachts-Gedanken auf meiner Webseite an.... LG Brunhild
Ich wünsche dir ein Weihnachtsfest
ohne Ärger, ohne Stress,
nur Frieden, Ruh', Besinnlichkeit
und für dich selbst ein bisschen Zeit,
dem Geist der Weihnacht nachzuspüren.
Ich wünsch' dir hinter off'nen Türen
Herzen, die dich willkommen heißen,
Freundschaftsbänder, die nicht reißen,
Arme, die zärtlich dich umfangen
und dich stützen auf Verlangen.
Eine Hand, die deine hält
und alle Liebe dieser Welt.
Ich wünsch', dass dir 2008
das Glück von allen Seiten lacht
und deine Wünsche sich erfüllen,
die offenen, wie auch die stillen...
1)
Wieder Weihnacht, ach so plötzlich
steht sie immer vor der Tür.
Und noch kein Geschenk! Entsetzlich.
Nicht mal 'ne Idee dafür!
Schweiß brach mir aus allen Poren,
vor zwei Jahren kurz vorm Fest.
Und so hab' ich mir geschworen:
Nächstes Jahr wird nicht gestresst.
Da besorgst du die Präsente
schon im Sommer ohne Not.
Und den Rotkohl und die Ente
kaufst du früh im Angebot,
kochst und brätst in aller Ruhe.
Bis zum weihnachtlichen Schmaus
packst du's in die Tiefkühltruhe
und dann holst du's wieder raus.
Kekse kaufst du im Oktober,
denn dann gibt’s die schon, kein Scherz.!
Weihnachtsmarkt und so'n Zinnober
boykottierst du, weil Kommerz.
Derlei soll dich nicht verdrießen,
kein Gerenne im Advent.
Wirst die Weihnachtszeit genießen,
so, wie man's von früher kennt.
Tja, so dacht' ich vor zwei Jahren.
Würde Stress und Einkaufswahn
mir im nächsten Jahr ersparen,
und hab's letztes Jahr getan …
Weihnachtsmarkt? Könnt ihr ja machen!
Glühwein schlürfen, Schmalzgebäck,
Eierpunsch und solche Sachen …
Nix für mich, ich bleib da weg!
Denn ich hatt' mir ja geschworen,
aus Kommerz halt' ich mich raus.
Mit hochrotgefror'nen Ohren
kam die Meute dann nach Haus.
Ausgelassen, fröhlich, munter.
„Hab den Weihnachtsmann gesehn!!!“
Und ich schluckte trocken runter.
„Mama, es war wunderschön …
Und so zog ich im September
Gabenschnäppchen schon an Land.
Wünsche, die dann im Dezember
Nikolaus im Stiefel fand,
2)
an den Weihnachtsmann geschrieben,
die erfüllten sich so kaum.
Und so wurden bei den Lieben
Heiligabend unterm Baum
die Gesichter lang und länger.
Kurze Hosen, Sommerkleid
sind auch wirklich nicht der Renner,
wenn es draußen stürmt und schneit.
Tja, so war nun meine Lage
letztes Jahr zur Weihnachtszeit.
Hatte wirklich, keine Frage,
Frieden und Besinnlichkeit,
jeden Tag Kamingeknister,
Kerzenschein und Glockenklang.
Lauschte leisem Schneegeflüster,
Krähenschrei und Chorgesang.
Und wenn andre stöhnten: Plötzlich
wieder Weihnachten im Land!
Und noch kein Geschenk, entsetzlich!
Blieb ich cool und voll entspannt,
hatte keinen Stress, der quälte,
sondern jede Menge Ruh'.
Irgendetwas aber fehlte,
und das geb' ich offen zu.
Dies' Jahr wird, ihr könnt's euch denken,
der Familienclan bedacht
mit Last-Minute-Kauf-Geschenken.
Wenn dann in der Heil'gen Nacht
Kinderaugen glücklich blitzen,
weil die Gaben ganz nach Wunsch,
hat es sich gelohnt, das Flitzen.
Auf dem Weihnachtsmarkt gibt’s Punsch.
Werd's genießen, das Gedrängel,
je ein Kind an jeder Hand.
Kaufe einen Rauschgoldengel,
Schleckerei und andren Tand.
.... Backen wir jetzt gleich noch Plätzchen,
Lisa, Papa ich und du?
Und ich lächelte: Ach, Schätzchen,
sind im Schrank, greif feste zu!
Och, wir wollten selber kneten,
Förmchen stechen und verzier'n,
Engel, Sterne und Kometen,
und mit Zuckerguss glasier'n.
3)
Außerdem, und das ist öde,
duftet's gar nicht weihnachtlich.
Kekse aus dem Schrank sind blöde,
blöde Kekse ess' ich nicht
und jetzt geh' ich Fernsehn gucken.
Weihnacht ohne Backen … echt!
Wieder musst' ich trocken schlucken,
denn mein Kind, das hatte Recht.
Kuschlige Adventsidylle,
lebt doch auch vom Kekseduft.
Doch Anis und Zimt, Vanille,
nichts davon lag in der Luft.
Weihnachtliche Wohlgerüche
gab's am ersten Feiertag
auch nicht aus der Mittagsküche,
was vor allem daran lag,
dass ich eben, auf die Schnelle,
Kohl und Ente aufgetaut.
Logisch – in der Mikrowelle.
Labbrig war die Entenhaut,
die Kartoffelknödel matschig
und der Rotkohl schmeckte mau.
Die Familie war knatschig.
(Und) Heiligabend wurd' der GAU!
Wie erinnern uns: Mein Reden:
Keine Hektik im Advent.
Kein Gerenne durch die Läden
dann, wenn jeder andre rennt.
Und sind auch die Küchentische
Teig und Zuckerguss verschmiert,
selbstgeback'ne Plätzchen, frische,
die von Kinderhand verziert,
schmecken besser, und sie zeugen
von Advent, aktiv erlebt.
Von dem Keksduft ganz zu schweigen,
der zuvor das Haus durchschwebt.
So hab ich gelernt fürs Leben,
die Erkenntnis fiel nicht schwer:
Etwas Stress und Hektik geben
der Adventszeit erst das Flair.
Geist der Weihnachtszeit, er möge
füllen unser Herz mit Licht,
Das wünsch' ich auf diesem Wege.
Und das war's mit dem Gedicht!
Der Dichter schreibt: „Es ist Advent“,
im nächsten Vers: „Ein Lichtlein brennt.“
Dann rieseln „Flocken“ aufs Papier,
gefolgt von „Glocken“, Zeile vier.
Er konstruiert aus „Himmelstor“
ein Reimpaar mit dem „Engels-Chor“
und lässt am „Firmament so fern“
erleuchten hell den „goldnen Stern“.
Der Leser weiß, auf „Glitzerwelt“
reimt der Poet ein „weißes Feld“.
Er ahnt, auf „kalte Nacht und Wind“
folgt „lieblich lacht das himmlisch Kind“
und liest von „Herzen rein“ und „Baum“
und „Kerzenschein und Lichtertraum“.
Er gähnt und konstatiert voll Pein:
Dem Dichter fällt nichts Neues ein ...
***
Als Weihnachtsgruß goss hundert Mal
ich solches Wort-ma-te-ri-al
schon selbst in Versform zum Gedicht.
Nur diesmal ... selbstverständlich nicht!
Mein Festtagsgruß kommt, bitte sehr,
ganz ohne Reimerei daher:
Ich wünsche allen ein frohes Fest!
Sterne, die's vom Himmel schneit
Feld und Flur in weißem Kleid
Kerzenschein, der's Aug' erfreut
Ruhe und Besinnlichkeit
und die Herzen werden weit
Weihnachtszeit ...
Glockenhinundhergeläut
Hektik und Betriebsamkeit
mühsam unterdrückter Streit
Gabenkauf ist Beinarbeit
manch' Präsent ein Fehlentscheid
weil der Käufer zu zerstreut
Heiligabend wird bereut
Weihnachtszeit …
neu entdeckte Frömmigkeit
Nächstenliebe macht sich breit
jeder spendet gerne heut'
schert sich sonst nicht einen Deut
um der andren Menschen Leid
doch wir sind ja hilfsbereit
bis wir von dem Zwang befreit
nach dem End' der
... Weihnachtszeit
Weiße Weihnacht? – Ach wie herrlich.
Glatte Straßen – Zu gefährlich.
Wandern durch den Winterwald ...
Ohren, Nase, Füße: kalt.
Gaben kaufen für die Lieben?
Keine Wunschzettel geschrieben!
Kling, mein Glöckchen, klingeling?!
Kassen klingeln fröhlich: bing...
Bummeln über’n Weihnachtsmarkt ...
Glühweinkater – mittelstark.
Lobgesang von Engelschören?
Von CD “White Christmas’ hören.
Weihnachtslieder selber singen...
Radio bringt sie zum Klingen.
Edeltanne, reich geschmückt...
Fünfzig Euro? Wohl verrückt!
Echte Kerzen, Tannenduft...
Brandgeruch liegt in der Luft.
Gänsebraten, Knödel, Soße...
Um die Hüfte spannt die Hose.
Frieden, Ruh’, Besinnlichkeit...
Hektik, Stress und meistens Streit.
Dies’ Gedicht erscheint gemein?
Stimmt – es kann auch anders sein:
Auf der Jagd nach den Geschenken
könntest du an andre denken,
und die Asphaltzeitung * kaufen.
Auch, nicht stumm vorbeizulaufen,
wenn dir wer ein Lächeln schenkt,
der grad an was Schönes denkt.
Lach zurück, hab etwas Mut,
es kostet nichts und tut so gut.
Gehst die Kirche du entlang,
lausch bewusst dem Glockenklang.
Hörst du Chorgesang erklingen,
trau dich einfach mitzusingen.
Du trinkst den Punsch nicht gern allein?
Lad einfach deinen Nachbarn ein.
Von Hektik hast du jetzt ’genuch’?
Lehn dich zurück und lies ein Buch!
Und könnt’ vielleicht in ein, zwei Ecken
man eine Staubflocke entdecken?
Schalt’s Licht aus und verlass dich drauf:
Bei Kerzenschein fall’n sie nicht auf.
Kurz: Öffne deine Sinne weit!
Für dich und and’re nimm dir Zeit!
Dann wird auch dir, ’s verspreche ich,
irgendwie so weihnachtlich’.
Weihnacht!
*Asphaltzeitung = Hannoversches Stadtmagazin, verkauft von arbeitslosen Mitbürgern
Wieder Weihnacht! Ach, so plötzlich
steht es immer vor der Tür.
Meine Muse schweigt. Entsetzlich,
denn ich krieg' nix zu Papier.
Gerne würd' ich Verse schreiben
über hellen Glockenklang,
bunt geschmückte Fensterscheiben,
Engelshaar und Chorgesang,
Schlittenfahren, Schneegeflüster,
Blaubeerglühwein, außerdem
Kekse und Kamingeknister
und den Stern von Bethlehem.
Übt' Kritik mit leisen Tönen
gern auch am Konsumprozess,
an der Hektik und dem Stöhnen
über selbstgemachten Stress.
Doch am liebsten, keine Frage,
reimte ich auf „Kerzenschein“
mit der Botschaft dieser Tage:
Friede zieh' in Herzen ein!
Jung und Alt sei er beschieden,
Arm und Reich und dir und mir,
unser höchstes Gut, der Frieden,
nicht erst morgen, jetzt und hier.
Gute Wünsche für uns alle
dichtet' ich zum Jahresschluss.
Nix wird draus in diesem Falle,
mangels meiner Muse Kuss.
Geist der Weihnachtszeit, er möge
füllen dir dein Herz mit Licht,
wünsche ich auf diesem Wege ...
... ooops, jetzt ist es ein Gedicht.
Am Heiligen Abend um viertel nach acht,
da will für Momente ganz stille ich sein.
Ich stell' eine Kerze ins Fenster hinein
und schicke ihr Licht in die Nacht.
Ein Licht, das für den, dessen Herz leise weint,
weil's voller Verzweiflung und Traurigkeit ist,
für den, der zwei liebende Hände vermisst
und jenen, der einsam ist, scheint.
Ein Licht für das Kind, das heut' hungert und friert,
das „Frieden“ nur noch aus Erzählungen kennt;
den Alten, der betteln muss für ein paar Cent,
die Frau, die sich prostituiert.
Ein Licht für all' jene, die unheilbar krank,
die nur noch die Hoffnung am Leben erhält;
für den, der sich eine gerechtere Welt
erträumt und erkämpft lebenslang.
Ein Licht aber auch für all' die, die mir nah'
und jene, die trauernd im Herzen ich trag;
ein Licht für die Freundin, den Freund, den ich mag,
und jeden, der nett zu mir war.
Und blickst du zum Fenster hinaus in der Nacht
und siehst, wie ein Leuchten die Schwärze durchbricht,
dann weißt du, ich schickte auch dir dieses Licht,
am Heiligen Abend um viertel nach acht.
Kommentare:
Michael Roschke (Samstag, 24 Dezember 2016 15:04)
Einfühlsam und warmherzig und einmal mehr gekonnt umgesetzt!
Liebe Gunda, wünsche Dir und Den Deinen ein frohes, besinnliches Fest.
Brunhild (Dienstag, 17 Dezember 2019 17:29)
Hallo, liebe Gunda,
ups, nun ist es doch ein so tolles Gedicht zum Weihnachtsfest geworden. Du hast alles drin, was zu sagen ist. Dass Du einen Musenaussetzer hattest, ist mir schon aufgefallen, habe immer mal wieder auf Deine Seite gelinst. Muss auch sein, wir sind ja keine Fließbandarbeiter. Ich wünsche Dir fürs Neue Jahr wieder viele Musenküsse und beste Gesundheit dazu, den Rest, den ich zu sagen habe, findest Du auf meiner Webseite unter Aktuelles: www.brunhild-hauschild.de, herzlichst Brunhild